Liebe Gemeinde,

vor einiger Zeit hat es in unserer Kirche eine Ausstellung über die „Euthanasie“-Morde der Nazis gegeben. Anlass war der Jahrestag, an dem die Morde begannen, die Adolf Hitler am 1. September 1939 in Auftrag gegeben hatte. Allein aus der damaligen Provinzialheilanstalt Marienthal wurden damals 544 Menschen deportiert.
Da ich für die WN arbeite, habe ich das zum Anlass genommen, einen Artikel für die Zeitung zu schreiben. Mich hatte vor allem das Schicksal der Wilhelmine Sickmann berührt, deren Epilepsie der Grund war, dass die Nazis sie im Alter von 28 Jahren töteten. Warum mich ausgerechnet das Schicksal dieser Leidtragenden so berührt hat, ist klar: Meine Tochter Ella, die selbst mit einer Epilepsie lebt und die den meisten von Ihnen entweder bekannt oder zumindest schon mal aufgefallen ist, hätten die Nazis ebenfalls ermordet. Meine Tochter Ella wäre für die Nazis „lebensunwertes Leben“ gewesen.
Das betone ich deswegen, weil die in Teilen rechtsextreme AfD bei der bevorstehenden Bundestagswahl wahrscheinlich mehr als 20 Prozent der Stimmen bekommen wird.

Stefan Werding