Kolumne Palmsonntag
Liebe Gemeinde,
seit einigen Jahren verbringe ich die Karwoche auf Wangerooge und arbeite dort im Team der Inselseelsorge mit. In diesem Jahr habe ich dafür die Stationen der Kar- und Ostertage aus Legosteinen nachgebaut. Palmsonntag, das letzte Abendmahl, der Verrat im Garten… So genau habe ich schon lange nicht mehr in die biblischen Texte geschaut (und das, obwohl ich Reli unterrichte und Tod und Auferstehung Jesu in diesem Halbjahr sogar Thema war): Wer war denn nun als erstes am Grab? Wie groß muss das Gedränge in Jerusalem gewesen sein? Haben die Römer Jesus gefangen genommen? Oder wer war das? Und wie kann ich all das in den begleitenden Texten auch Kindern zugänglich machen? Was ist der Kern, der für sie heute nachvollziehbar und wichtig ist?
Könnten Sie diese Fragen beantworten? Ich lade Sie ein, wenn die uns eigentlich ja vertrauten Texte in den nächsten Tagen in den Gottesdiensten gelesen werden, nochmal neu und ganz genau hinzuhören! Was hören Sie heute und hier für sich und Ihre Situation? Und wenn Sie noch irgendwo im Kinderzimmer oder auf dem Dachboden eine Lego-Kiste rumstehen haben: Los geht’s!
Viel Freude beim Neuentdecken des Bekannten (und beim Legobauen) wünscht
Kathi Sandmann, Mitglied des Pfarreirats
Kolumne Ostern
Liebe Gemeinde,
von meinem Schwiegervater war an dieser Stelle schon öfter die Rede. Der hatte die Angewohnheit, den Zustand eines seiner Söhne nach den fürs Emsland typischen Großveranstaltungen mit dem Satz: „Hei grönt da weer dör.“ zu beschreiben – ein relativ jämmerlicher Versuch, den plattdeutschen Satz lautmalerisch wiederzugeben, der so viel bedeutet wie: „Er grünt da wieder durch.“
Nun liegt mir nichts ferner, als die Auferstehung Christi mit meinen damals noch sehr jungen Schwägern zu vergleichen. Allerdings ist das Bild des zarten Pflänzchens, das sich langsam durch den erdigen Boden wieder an die Oberfläche kämpft, ein sehr schönes, um die Auferstehung zu beschreiben. Es steht für einen Neuanfang, eine neue Chance, eine neue Perspektive.
Ich persönlich war von der Idee von Ostern immer auch ein bisschen enttäuscht. Die Jünger haben ja durch die Auferstehung nicht das zurückbekommen, was sie vor dem Karfreitag so liebgewonnen hatten. Für sie war ja nichts mehr so wie früher. Für sie muss es sich vielmehr so angefühlt haben, als ob erst jemand mit dir Schluss macht, um dir dann zu sagen, dass er doch wieder mit dir zusammen sein will, um dann ins Ausland zu ziehen.
Inzwischen hab ich verstanden, dass die Auferstehung natürlich nicht die Fortsetzung von etwas Altem sein kann. Und sie muss nicht spektakulär sein, sondern kann sein wie das zarte Blatt, das sich durch die Krume kämpft. Das Wunder besteht vielleicht darin, sich auf das Neue einzulassen und sich vom Ehemaligen zu verabschieden.
In diesen Tagen fühlt es sich sowieso so an, als ob uns nichts anderes übrigbleibt. Und die Chance, die sich darin verbirgt, ist vielleicht (und hoffentlich) größer als wir denken.
Dass Sie auch wieder dadurchgrünen, das wünscht Ihnen
Stefan Werding
