In Kontakt mit Gott

1. Mit der Bibel in Kontakt mit Gott

Meditation, Schweigen, Gebet können Wege sein, sich Gott zu öffnen, in Kontakt mit Gott zu sein. In der reichen Tradition christlicher Kontemplation und Meditation hat dabei auch das Betrachten eines biblischen Textes oder Wortes eine große Bedeutung. Durch solche biblischen Texte und Worte lässt sich Gott erfahren als einer, der uns Menschen anspricht, der uns begegnen und uns stärken will und der unsere freie Antwort sucht.
Es gibt verschiedene Übungen der Meditation von und mit biblischen Texten, von denen hier einige in Kürze vorgestellt werden. Für diese wie auch für die Übungen des zweiten Abschnitts gilt, dass es gut ist, wenn jeder das sucht und wählt, was ihm entspricht und ihn oder sie geistlich nährt:

Den Bibeltext mit zwei Textschlüsseln betrachten – Übung 1:

– Ich lese den Text: Ich lese den Text, auch mehrfach, ich nehme die Worte und die Personen, von denen die Rede ist, auch die Struktur des Textes genau wahr.
– Der Text liest mich: Ich bemerke, was der Text im mir auslöst, was mich anspricht, anregt oder aufregt, welche Gedanken ich aus dem Text in den Alltag mitnehmen will.

Ausführlichere Hinweise unter: Lectio Divina          

Den Text in drei Schritten betrachten – Übung 2:

1. Schritt: Ich lese den Text und entdecke, was sich von meinen Gedanken, Gefühlen und meiner Seele her zeigt.
2. Schritt: ich lese den Text als Wort Gottes an mich selbst, wie bei einem persönlichen Gespräch, bei dem man angesprochen wird. Dazu gehört auch eine Zeit der Stille.
3. Schritt: Ich antworte auf das Angesprochen-Sein im persönlichen Gebet. Ich bete spontan oder verharre im Schweigen vor Gott, solange mir das ohne Zerstreuung möglich ist.

Wörter nachklingen lassen – Übung 3:

Ich lese den Text, auch mehrfach. Ich lasse Wörter oder Sätze des Textes wie ein Echo in mir nachklingen und nehme dann ein Wort oder einen Satz in den Tag mit und höre mich immer wieder in es bzw. ihn ein. Ein solches Mantra wirkt von sich aus durch die Übung selbst, nicht durch ein angestrengtes Nachdenken. Man kann es auch auf einen Spaziergang mitnehmen.

Sich das im Text Geschehende vorstellen – Übung 4:

Ich stelle mir das Geschehen, das im Text erzählt wird, auf einer inneren Bühne vor. Ich identifiziere mich mit einer Person oder Personen, die im Text vorkommen, und / oder finde einen Platz in diesen Beziehungen.

2. Im Schweigen in Kontakt mit Gott

So wie es unter Menschen viele Formen gibt, miteinander in Kontakt zu sein (z.B. durch einen Blick, eine Geste, eine stilles Miteinander) und dabei nicht immer geredet werden muss, so gibt es auch in der Kommunikation mit Gott verschiedene Weisen. Und so haben schon viele Menschen erfahren, dass ein schweigendes Da-Sein vor Gott eine ganz intensive Form ist, um mit Gott in Berührung zu kommen. Eine andere Erfahrung ist, dass das schweigende Dasein in der Gegenwart Gottes anfangs manchmal trocken und schmerzlich ist und dass es einiger Geduld und Übung bedarf. Doch mit der Zeit tritt ein Wandel ein und Menschen fühlen sich bereichert durch diese Zeiten des Schweigens.
Um die feinen Impulse zu spüren, durch die Gott mir begegnet und Gottes Heiliger Geist mich leiten möchte, ist es wichtig, empfangsfähig zu werden, eine tiefere Fähigkeit zum Hören und Spüren zu erreichen. Zwei der drei folgenden Übungen wollen daher helfen, empfangsfähiger zu werden und dadurch mit der Gegenwart in Berührung zu kommen, in der Gott da ist.

Ich darf gelöst sein

Eine Haltung des Gelöst-Seins, des Entspannt-Seins ist eine Haltung offener Empfangsbereitschaft. Dadurch, dass ich mich in dieser Übung entspanne und löse, nehme ich die Wirklichkeit meines Erlöstseins an: Ich darf ja gelöst sein, weil ich erlöst bin. Der Zusammenhang zwischen Leib und Seele und ihre Zuständen wird in dieser Übung deutlich. Ich setzte mich hin oder wähle eine andere Körperhaltung, die bequem und entspannt ist. Ich schließe die Augen. Ich lenke die Aufmerksamkeit auf jeweils ein Körperteil, indem ich dabei still denken und es gleichzeitlich vollziehe: Ich lockere (physisch und psychisch)
– meine Stirn (und meinen Eigenwillen)
– meine Augen (dass ich meine, alles „einsehen“ zu müssen)
– mein Gehirn (dass ich alles verstehen will)
– meinen Unterkiefer, die Zähne (alles, was mich die Zähne zusammenbeißen lässt)
– meine Zunge (dass ich meine, alles sagen zu müssen)
– meinen Hals (meine Halsstarrigkeit)
– meinen Nacken (alle ungute „Hartnäckigkeit“)
– meinen Schultergürtel (alle offene und verdrängte Angst)
– meinen linken, dann meinen rechten Arm bis hinunter in die Hand (dass ich meine, alles „begreifen“ oder „in den Griff bekommen“ zu müssen)
– meinen Magen(alles, was mir „im Magen liegt“)

In einem zweiten Gang kann ich das Gleiche tun mit der Vorstellung: Ich entspanne …..

Gott in allen Dingen

Diese Übung nimmt einen Gedanken auf, der in der christlichen Mystik v.a. bei Meister Eckhart und Ignatius von Loyola zu finden ist. Der Mensch solle, so sagt Eckhart, sich ganz Gott öffnen und diese Übergabe führe dazu, Gott in allen Dingen zu finden. Ich sitze nun aufrecht und wähle einen Gegenstand sinnlicher Wahrnehmung aus: entweder meinen Atem, die Geräusche der Umgebung oder die Empfindungen in einem Körperteil. Ich schließe die Augen. Wenn ich den Atem gewählt habe, nehme ich an einer bestimmten Stelle meines Körpers wahr, wie der Atem in mir (ein- und aus)strömt. Wenn ich die Geräusche gewählt habe, nehme ich selbst das kleinste Geräusch aufmerksam wahr. Wenn ich ein Körperteil gewählt habe, nehme ich dieses Körperteil und die feinsten Empfindungen darin wahr. Ich bleibe mit meiner Wahrnehmung bei dem, was ich ausgewählt habe. Wenn meine Aufmerksamkeit nach einer Weile abschweift, nehme ich auch das wahr und führe meine Aufmerksamkeit zurück dazu, den Atem oder die Geräusche oder das Körperteil wahrzunehmen. Ich ruhe in dieser Wahrnehmung und spüre Gott in der Luft, in den Geräuschen und den Empfindungen meines Körpers.

Sein liebevoller Blick auf mich

Dieser Übung liegt die zentrale biblische Botschaft zu Grunde, dass Gott die Liebe ist (1 Joh 4,8) und dass diese Liebe Gottes, die sich uns in Jesus zeigt, jedem Geschöpf mit einer unvorstellbar großen Zuwendung begegnet. Ich nehme zunächst eine aufrechte Sitzhaltung ein, in der ich längere Zeit gut verweilen kann. Dann stelle ich mir vor, Jesus sei mir gegenüber. Er blicke mich an. Ich spüre seinen liebenden Blick auf mich und auf mir. Ich bleibe in dieser Vorstellung. Und wenn ich mit meinen Gedanken abschweife, bringe ich sie wieder zurück zu meiner Vorstellung des liebenden Blicks Jesu auf mich.

Kontakt:

Guido Vagedes
Tel. 0251 – 37057
g-vagedes@online.de

 

 

 

„In Kontakt mit Gott“ ist ein weiterer spiritueller Impuls, Glauben und Leben miteinander zu verbinden.