Was hat sich getan seit der Selbstverpflichtung im Jahr 2019?
Im Sommer 2019 beschlossen Pfarreirat und Kirchenvorstand nach einem sehr lebendigen „Schöpfungstag“ der Gemeinde eine Selbstverpflichtung zur Schöpfungsbewahrung. Seitdem wurden Ziele formuliert und werden Projekte umgesetzt – initiiert von der Schöpfungsgruppe unserer Gemeinde in Zusammenarbeit mit den Leitungsgremien der Gemeinde. Hier wird nun der aktuelle Stand der Projekte vorgestellt und sind die Ziele und die Selbstverpflichtung nachlesbar.
Eines der ersten Ziele, die verfolgt wurden, war und ist die kontinuierliche Umstellung des Einkaufs unserer Gemeinde hin zu regionalen, fair und insgesamt umweltgerecht hergestellten Waren und biologisch angebauten Lebensmitteln. Manche Produkte wie fair gehandelte Waren am Verkaufsstand des Eine-Welt-Ladens, Recyclingkopierpapier, Umweltspülmittel und Recycling-WC-Papier im Pfarrhaus sowie die Verwendung fair gehandelter Produkte bei Veranstaltungen und Aktivitäten der Gemeinde waren schon vor Beginn des Prozesses für mehr Schöpfungsbewahrung etabliert und selbstverständlich.
Seit Herbst 2019 führten Mitglieder der Schöpfungsgruppe Gespräche z.B. mit Messdienerleiter*innen, Pfadfindern, Seelsorgeteam, der Leitung der Offenen Kinder- und Jugendarbeit (OKJA). Gemeinsam wurde überlegt, wie auch für Ferienlager, Gemeindetreffen oder die Offene Kinder- und Jugendarbeit nachhaltiger eingekauft werden kann, welche Produkte wo beschafft werden können. Einiges wurde inzwischen erreicht: Z.B. wurden von Getränken in Plastikflaschen auf Mehrweg-Glasflaschen umge-stellt, Streuobstapfelsaft aus der Region statt Tetrapack-Safttüten angeschafft, weniger Fleisch beim Zeltlager und Bio-Würstchen beim Martinsumzug und bei der Sternsingeraktion statt konventionelle Fleischwaren gekauft. Einmal im Jahr werden diese Gespräche fortgesetzt, um zu klären, welche Erfahrungen gemacht wurden und was sonst noch umgestellt werden kann. Auch Produkte, die für die Liturgie gebraucht werden, sollen jetzt in die Überlegungen einbezogen werden. Warum nicht z.B. Bio-Wein für die Messe beschaffen und saisonalen Blumenschmuck aus nachhaltigem Anbau für den Kirchenraum?
Auch bei einem anderen Ziel kam ein guter Prozess in Gang: Es gelang, den Eine-Welt-Verkauf einmal im Monat um Produkte zu ergänzen, die einen besonderen Nutzen für die Umwelt haben. Angeboten wurden am Verkaufsstand z.B. Geschenksäcken zum Geschenkpapier-Sparen, Guppyfriend-Beutel zum Auffangen von Mikroplastik in der Waschmaschine, Zwiebeln für Frühlingsblüher, die Insekten schon in zeitigen Frühjahr Nektar bieten. Besonders guten Absatz fanden Solarpanele in der Größe von zwei DIN-A4-Blättern. Sie wurden mit und ohne Solarlampe verkauft, in Kooperation mit dem sozialen Unternehmen Villageboom aus Münster. Wer solche Panele und Lampen kauft, erreicht einen doppelten guten Zweck: Mit dem Verkaufserlös wird die Verbreitung dieser Solarprodukte in afrikanischen Dörfern unterstützt und der Käufer / die Käuferin hat selbst Nutzen z.B. beim Aufladen des eigenen Handys oder Laptops.
Etwas schwieriger gestaltete sich in den letzten zwei Jahren die Umsetzung des Ziels, Rasenflächen auf der Südseite des Kirchplatzes ökologisch aufzuwerten und zugleich als Kommunikationsraum attraktiver zu machen. Zwei Workshops mit Gemeindemitgliedern mit einer Naturgartenplanerin mündeten in einem Entwurf für die Flächen, den die Planungsexpertin erstellte. Wildstauden statt Gartencenter-Grün, Schmetterlingssaum statt Einheitsrasen – das sind wichtige Bestandteile der geplanten ökologischen Aufwertung. Danach wurde diese Planung angepasst an neue Entwicklungen in den von der Corona-Pandemie geprägten Zeit. Die zunächst von Bewohnerinnen und Bewohnern des Viertels mit-gebrachten und später in Gemeinschaftsarbeit gezimmerten Gartenmöbel wurden in die Planung einbezogen. Im Moment zeichnet sich nach einigem Hin und Her und unterschiedlichen Stimmen zu den Planungen ein Kompromiss ab. Statt beider Rasenflächen auf der Südseite wird wohl nun eine Rasenfläche neu gestaltet, auch um damit Erfahrungen zu sammeln.
Unter den Zielen zur Schöpfungsbewahrung durften und dürfen Anstrengungen zum Klimaschutz nicht fehlen. Daher schlug die Schöpfungsgruppe vor, einen Energieberater oder eine Energieberaterin Vorschläge für Maßnahmen zu Energieeinsparung und Einsatz regenerativer Energien machen zu lassen. Sie fanden offene Ohren beim Kirchenvorstand. Ein solcher Berater hat inzwischen Ideen vorgelegt. Vor allem beim Pfarrhaus dürfte es möglich sein, bald die vorgeschlagenen Maßnahmen Stück für Stück umzusetzen.
Um Klimaschutz ging es aber nicht nur bei der Energieberatung. Öfters wurde von der Schöpfungsgruppe in der „Wocheninfo“ und über soziale Netzwerke auch dazu aufgerufen, sich Klimastreiks von „Fridays for future“ in Münster anzuschließen und sich als Gruppe in den Zug der Protestierenden einzureihen. Solche Aufrufe dienen einem weiteren Ziel, das sich die Gemeinde gesetzt hat. Mehr Bewusstsein soll geschaffen werden für ökologische Herausforderungen und Handlungsmöglichkeiten. Das Mittel dazu sind eigene Veranstaltungen der Gemeinde oder Veranstaltungen anderer Organisationen, die in der Gemeinde beworben werden.
Auch die Ausstellung zu einem nationalen Lieferkettengesetz griff eine solche Herausforderung auf. Auf Schautafeln in der Kirche wurde sichtbar und nachlesbar, warum es für Unternehmen künftig Sorgfaltspflichten in den Bereichen Umweltschutz und Menschenrechte gelten sollten; auch Unter-schriftenlisten lagen bereit, um den Forderungen Nachdruck zu verleihen. An diesem Thema wollen die für Nachhaltigkeit und Gerechtigkeit Engagierten der Gemeinde „dran bleiben“. Denn nach dem Inkrafttreten des nationalen Lieferkettengesetzes zum Beginn diesen Jahres geht es jetzt um ein Lieferkettengesetz auf EU-Ebene.
Auch wenn in den letzten drei Jahren aufgrund coronabedingter Einschränkungen zwischendurch manche Aktivitäten etwas erschwert oder verzögert wurden, so ging und geht es doch voran in Sachen Schöpfungsbewahrung in Heilig Kreuz. Das soll auch so bleiben. Dafür wird es notwendig sein, die unten in der Selbstverpflichtung genannten und in diesem Bericht erwähnten Ziele kontinuierlich fortzuschreiben und erreichte Ziele durch neue zu ersetzen.
Ideen für neue Projekte gibt es schon. Ein Beispiel: Ein Umwelt-Tipp auf 7-8 Zeilen könnte in der „Wocheninfo“, auf der Website und in den sozialen Medien der Gemeinde eingeführt werden und dort dann in regelmäßigen Abständen veröffentlicht werden. Denn die ökologischen Herausforderungen nehmen ja nicht ab, im Gegenteil. Daher sind Ideen für neue Projekte immer willkommen. Und: Ebenso gern gesehen sind v.a. auch Menschen, die neu in der Schöpfungsgruppe mitmachen wollen.
Konkretionen der Ziele (Pfarreirat 30.11.2022)
– dauerhaft eine Ergänzung des Eine-Welt-Verkaufs um Produkte, die ökologisch hergestellt wurden
– eine Verbesserung der Energieeffizienz und Nutzung von erneuerbaren Energien an kircheneigenen Gebäuden
– Ausrichten von eigenen Veranstaltungen, die die ökologische Mitverantwortung von Menschen und die Solidarität mit Menschen auf der Südhalbkugel fördern, und das Hinweisen auf solche kirchengemeindlichen und anderen Veranstaltungen
– eine Gestaltung von Kirchplatzgrünflächen, die eine ökologische Aufwertung (z.B. durch Nutzung von Wildstauden) und zugleich Kommunikationsräume schaffen
– Einkauf von ökofairen Produkten für die Verköstigung bei Gemeindeveranstaltungen, im Pfarrbüro und für den Bereich Gottesdienst / Liturgie
Der Pfarreirat Heilig Kreuz, Münster im Sommer 2019, mit aktualisierten Zielsetzungen im November / Dezember 2022
Kontakt
Christoph Schäper (christoph.schaeper@gmx.de)
Guido Vagedes (g-vagedes@online.de)